„Warum nicht gleich das neue Klinikum nach dem C2C Prinzip bauen?“

Diese Frage aus dem Publikum beeinflusste die Podiumsdiskussion maßgeblich bei der sehr gut besuchten Veranstaltung #sogehtmorgen – Cradle to Cradle – Wie wir zirkuläre und lebenswerte Kommunen schaffen.
Gemeinsam mit dem Verein FORUM ZUKUNFT Baden-Baden haben wir am 30.06. ein inspirierendes Symposium im Kloster Lichtenthal in Baden-Baden durchgeführt.

Das Thema stieß in der Öffentlichkeit auf so großes Interesse, dass der Sender SWR Aktuell am 30. Juni sein Programm ganz dem Thema Nachhaltigkeit und Cradle to Cradle (C2C) widmete.
Bei dem Konzept C2C geht es um die Vorstellung einer Welt, in der endliche Ressourcen in unendlichen Kreisläufen zirkulieren. Und in der alle Produkte gesund für Mensch und Umwelt sind und Wasser sauberer aus Fabriken herausfließt, als es hineingeflossen ist. Das klingt utopisch, ist aber schon Realität in ersten Gebäuden, die gesunde Innenräume bieten und mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Und mit landwirtschaftlichen Betrieben, die gesunde Nahrung produzieren, während ihre Ackerböden jedes Jahr fruchtbarer werden. Das Konzept mahnt primär nicht zum Verzicht, sondern besteht auf der intelligenten Auswahl von Materialien und Produkten, die nach Nutzung entweder einem biologischen oder einem technologischen Kreislauf zugeführt werden und somit wieder als Rohstoff anzusehen sind.
Eingeleitet wurde der Abend von Nora Sophie Griefahn, Gründerin und Geschäftsführerin der NGO Cradle to Cradle (C2C) in Berlin. Die NGO C2C wurde von Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen gegründet. Griefahn ist die Tochter des Chemikers Prof. Michael Braungart, der gemeinsam mit dem amerikanischen Architekten William McDonough das als System wahrnehmbare Prinzip der vollständigen Kreislaufwirtschaft entwickelte. Zudem ist Braungart einer der Gründer von Greenpeace.
In ihrem Vortrag stellte Nora Sophie Griefahn den ganzheitlichen Ansatz für Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz vor. Sie erklärte, warum sich unsere Gesellschaft vom linearen Wirtschaften verabschieden muss, warum Cradle to Cradle auf einem positiven Menschenbild basiert und wie Produkte gestaltet werden müssen, damit sie für technologische und biologische Kreisläufe geeignet sind. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele machte sie deutlich, dass es bereits heute möglich ist, erfolgreich kreislauffähige Produkte auf den Markt zu bringen.
Anschließend schilderte Helge Viehweg (Bürgermeister der Gemeinde Straubenhardt) seinen nicht immer leichten Weg von der Planung bis zur Umsetzung von C2C- Bauprojekten. Straubenhardt hat ein neues Feuerwehrhaus ganz nach dem C2C-Prinzip realisiert. Zudem ist Straubenhardt die erste C2C-Modellgemeinde in Baden-Württemberg.
Nach einer Pause im schönen Innenhof der Abtei stellten Kamila Pasko und Robert Böker ihr Unternehmen WoodenValley vor, dass sich mit der Konzeptionierung, der Errichtung und des Betriebs von „New Work Quartieren“ nach dem C2C-Prinzip beschäftigen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion entstand zwischen Alexander Uhlig, erste Bürgermeister und Baubürgermeister der Stadt Baden-Baden, Nora Sophie Griefahn, Helge Viehweg und Ingmar Menzer, Architekt und Geschäftsführender Gesellschafter von wulf architekten aus Stuttgart, ein angeregter und inspirierender Meinungsaustausch. Das Architekturbüro Wulf Architekten planten den Bau eines C2C-Feuerwehrhauses in Straubenhardt. Die Moderation übernahm Dr. Peter Kaiser von New Green Consulting.
Aus dem Publikum fragte Peter Wien, der ehemalige Vorstand des Forum Zukunft, wie es denn um die Planung des neuen Klinikums Baden-Baden/Rastatt stünde. Die Teilnehmer*innen der Diskussionsrunde waren sich einig, dass die langfristigen Kosten und der Krankenstand der Klinik-Beschäftigten durch das C2C Prinzip verringert würden. Nora Griefahn berief sich dabei auf umfangreiche Erfahrungen und Forschungen an realisierten C2C-Infrastrukturgebäuden in den Niederlanden (z.B. das neue Rathaus in Venlo). Daraufhin bemerkte Alexander Viehweg: „Welches Gebäude wäre denn besser geeignet als ein Klinikum?“ Baubürgermeister Alexander Uhlig sieht das ganze Prinzip Cradle to Cradle sehr positiv, weil er es als Unding empfindet, dass heute die meisten Gebäude auf Abriss geplant werden. „So unwirtschaftlich hat man in keinem anderen Jahrhundert gebaut.“
Ein toller Erfolg der Veranstaltung wäre erreicht, wenn es gelänge, bei der Planung des neuen Klinikums, das C2C Prinzip einfließen zu lassen. Das ist ein langer, aber lohnenswerter Weg.
Besonders hat uns die Teilnahme der Schüler*innen eines Seminarkurses der Louis-Lepoix-Schule Baden-Baden gefreut. Der Kurs wird in einer umfangreichen Projektarbeit von Wolf Liebich (2. Vorstand ForumZukunft) gecoacht. Der Eintritt des Forum Zukunft wird für Schüler*innen und Studierende immer kostenfrei bleiben.
Einen Lieben Dank an die Vorstände des Vereins Elisabeth Kaiser, Werner Henn und Wolfgang Liebich für die tolle Vorbereitung und Organisation des Symposiums.